So, 18. Mai 2014
BELA B & SMOKESTACK LIGHTNIN' feat. PETA DEVLIN
Es sind weder Goethe noch Grass, die vergilbt von der brennenden Sonne auf dem Armaturenbrett nach Aufmerksamkeit dursten. Was hätten die auch in den Bildern zu suchen, die in nonchalanter Eindrücklichkeit einen neuen Bela B aus der Bingo- und Code B-Asche steigen lassen. Mit Smokestack Lightnin’, Peta Devlin, Seatsniffer Walter Broes und Lynda Kay in weiteren Hauptrollen lässt Bela B auf BYE seinen Sonnenhut tragenden Protagonisten von Nudie Cohn-Anzügen und 1950er Lincoln- Limos träumen.
Die Filmrolle auf dem Beifahrersitz trägt die Aufschrift Heartworn Highways und im Autoradio plärrt in Mittelwellenfrequenz I Love Robbing Banks vom ehemaligen Knastbruder David Allan Coe. Er, der Outlaw, spuckt aufs Redneck-Lager. Er war schon Punk, er war schon cool, bevor derlei Begrifflichkeiten ins verbale Alltagslogo Einzug hielten und verdreht wurden. Er kennt das literarische Werk von Kinky Friedman. Er versteht die Liebe instinktiv als letzte Bastion der individuellen Anarchie. Die entzündet beim Streichholzmann das Aufbegehren gegen die Angst vor dem Unbekannten, sie lässt Abserviert in Northern-Soul-Hoffnung kulminieren und in My Soul/Dein Herz ist sie eine höhere Macht als der Allmächtige. Aber aufgepasst, Rebellen, die ihr euch zum Twist und zum Line Dance vor Bye versammelt habt! Sehnt Ihr euch in eurem selbstverliebten Antagonismus nicht nach moralischer Stütze? Bye verteilt keine Gebote, aber wenn man unbedingt einen Ratschlag sucht, könnte man die Anleitung zum Idealismus finden – auch im Musikalischen.
Selbstverständlich bedienen Bela B, Peta Devlin und Smokestack Lightnin’ nicht die Unsitte, einen Chart-Hit im Rockabilly-Style zu spielen. Und wenn, dann nur als Parodie. Aber das ist eine B-Seiten-Geschichte…