Sa, 13. Okt 2012

Casper

Geboren wird Casper 1982 als Benjamin Griffey in der nordrhein-westfälischen Einöde. Weil es dort außer stillgelegten Firmen nicht viel gibt, zieht die Familie bald nach Georgia in den USA.

Das Geld ist knapp, reicht gerade mal für eine Bleibe im Trailerpark. Und kaum dort angekommen, scheint das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zwischen all den Möbeln aus Pappkartons plötzlich gar nicht mehr so verlockend.

Kurz darauf trennen seine Eltern sich. Der kleine, schmächtige, blasse Junge beschließt von nun an zu kämpfen – und so groß und stark wie ein Grizzly zu sein. Das muss er auch: Mit der Mutter und seinen Geschwistern geht es über Nacht zurück nach Bösingfeld. Hier ist alles plötzlich noch beschissener, ja noch viel trostloser als im gottverdammten, versifften Wohnwagen. Casper spricht kein Wort Deutsch und findet in der Schule keinen Anschluss. Seine Mutter hat schlechtbezahlte Jobs, das Geld ist wieder knapp und die Sorgen groß.

 

Alles kotzt ihn an, bis er zum Studieren nach Bielefeld zieht und durch das Rappen endlich ein Ventil findet. Mit Abroo und Seperate gründet er die Kinder des Zorns und veröffentlicht das Album Rap Art

War . Und doch ist Casper zunehmend von Rap gelangweilt. Das, was er am HipHop vermisst, findet er in der Musik von Hardcore-Bands und ihren energetischen und aggressiven Live-Shows. Von da an ist

Casper angefixt und Tour mit Not Now Not Never deren Sänger durch ganz Europa. Jeden Abend spielt er vor einer handvoll Leute in heruntergekommenen Jugendzentren der hinterletzten Dörfer.

Nachts, wenn das Adrenalin vom Auftritt noch durch den Körper rast, liegt er auf den miefenden Sofas der Backstageräume und versucht zur Ruhe zu kommen. Auf seinen Kopfhörern läuft wieder HipHop und er kritzelt die Texte für sein erstes Mixtape Die Welt hört mich in einen Block. Mit Rasierklingenliebe findet sich darauf auch einer der Songs von Casper, der später als wegweisendster seiner noch jungen Karriere gelten soll. Das Mixtape holt Casper Anfang 2006 mit einem Schlag zurück auf die Karte von Rapdeutschland – und aus den wenigen Leuten vor der AJZ-Bühne sind knapp vier Monate später auf dem HipHop-Festival Splash! einige Hundert geworden.

Doch die Szene stellt sich gegen ihn. Studentenrapper, Emo-Schwuchtel, Brit-Pop-Spast, weichster Mann der Welt – für seine emotionalen Texte, zu engen Hosen und seine Frisur muss Casper sich ständig solche Sprüche und Beleidigungen anhören. Aber aufhören? Niemals. Weil die Fans sich deine Texte auf den ganzen Körper tätowieren lassen. Weil du dich bei deinen Konzerten schweißgebadet an den Mikrofonständer klammerst und in die Augen der hübschesten Mädels blickst, die nur wegen dir da sind. Weil dir die Jungs nach dem Gig anerkennend auf die Schultern klopfen, da du das sagst, was sie sich nicht trauen.

Und weil du verdammtnochmal dein ganz eigenes Ding machst, komplett aus dem ganzen HipHop- Einheitsbrei ausbrichst und mit XOXO ein Album ablieferst, welches zukunftsweisender für die ganze

Szene, ja für deutsche Musik, nicht sein könnte. Du bist dabei, weil du Talent hast – scheiß’ auf die anderen!

Um sich, seine eigene Linie und seinen eigenen Sound zu finden, braucht es Zeit. 2010 zieht Casper aus Bielefeld nach Berlin und unterschreibt einen Vertrag bei Four Music. Vergessen sind die Zweifel

und der Druck. Endlich mit dem Konzept für sein zweites Album in der Tasche, umgeben von den Leuten, die seine musikalische Vision verstehen und umzusetzen wissen, baut er mit XOXO endlich

auf das musikalische Fundament auf, das ihn seit seiner Jugend begleitet und geprägt hat sei es Hardcore,

Postrock oder Rap. Das Album ist das Lebewohl einer ganzen Generation von auf Perspektivlosigkeit, Stress und Resignation. Musik zum Fesselnsprengen, Aufbegehren sich Freibrechen. Caspers Album bedeutet das Loslösen, Brechen und Neuschreiben von alten Regeln. Es ist das letzte Aufbäumen und der erste Hoffnungsschimmer. Ein Neuanfang mit dem Bewusstsein für das, was hinter einem liegt. Der Aufbruch zu neuen Ufern. Casper will das zurückholen, was ihm und seiner Generation gehört denn er ist einer von ihnen.

  • Beginn 19:00
Rockhouse Salzburg
Schallmoser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg
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  • Casper Headliner
  • Casper (Signing Session) Headliner

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