Do, 5. Mai 2011
LONG DISTANCE CALLING
Die Dinge entwickelten sich mit rasender Geschwindigkeit für LONG DISTANCE CALLING. Was ursprünglich als Projekt aus Spaß an der Musik begann hat sich mittlerweile zu einer ernstzunehmenden Größe im weiten Spannungsfeld der Gitarrenmusik entwickelt. Bereits kurz nach ihrer Gründung 2006 produzierten LONG DISTANCE CALLING noch im selben Jahr ihr Demo „Dmnstrtn“, das ihnen einen Deal bei Viva Hate Records bescherte, die 2007 ihr Debütalbum „Satellite Bay“ veröffentlichten. Nur eine Split-LP mit Leech namens „090208“ später hatten LONG DISTANCE CALLING 2008 bereits einen Deal mit Superball Music in der Tasche, die im April 2009 ihr zweites Album „Avoid The Light“ auf den Markt brachten. 2011 verfolgt die Münster-Dortmund-Berlin Connection mit ihrem dritten Instrumental Rock-Album unbeirrt weiter den eingeschlagenen Kurs. Wo Bands sich zumeist darauf verlassen, dass ihre (mehr oder weniger talentierten) Sänger die Botschaft in die Welt tragen bleiben LONG DISTANCE CALLING ihrem Konzept treu ohne viele Worte ihren Fans direkt in die Seele zu sprechen.
Statt wie so viele gewollt progressive Bands Musikliebhaber mit vertrackten Rhythmen und bizarren Arrangements zu verblüffen überraschen LONG DISTANCE CALLING mit sieben songorientierten Stücken. Sieben Songs, die sich wohlig in die Gehörgänge von Indie, Rock, Prog wie auch Metal-Fans betten. „Bei unserer Art zu schreiben steht immer der Song selbst im Vordergrund. Die meisten Stücke entstehen ganz klassisch aus einer Jamsession, während der wir eine Grundstruktur festlegen, die mit Sounds, Melodien und Atmosphäre ausgekleidet wird. Auf dem neuen Album haben wir das Riff für uns wiederentdeckt. Es ist unsere bisher facettenreichste Produktion.“ Jene Mannigfaltigkeit entspringt nicht zuletzt den persönlichen Geschmäckern und deshalb Einflüssen der einzelnen Bandmitglieder zu denen sie u.a. Pink Floyd, Led Zeppelin, Tool, A Perfect Circle und Alice In Chains zählen. „Wir hören privat quasi keine anderen Instrumentalbands und wir sehen LONG DISTANCE CALLING auch nicht als ‘Postrock‘ – es ist einfach Instrumentalrock. Klassische Prog Bands wie Rush oder Dream Theater waren nie ein entscheidender Einfluss für uns. Wenn sie jemand dennoch in unserer Musik hört ist das natürlich trotzdem schmeichelhaft für uns.“
Etwaige Andeutungen, sie könnten ihre potenzielle Fanschaar aufgrund des „fehlenden“ Gesangs mindestens halbiert haben, strafen sie mit Geringschätzung. „Ursprünglich hegten wir nie den Plan eine reine Instrumentalband zu sein. Es ist einfach so passiert. Zuerst konnten wir keinen wirklich guten Sänger finden. Später stellten wir fest, dass unsere Songs überhaupt keinen Gesang brauchten und auch so prima funktionierten. Unsere Musik kann ihre Message auch ohne Vorturner
transportieren. Uns macht es Spaß ohne die üblichen Einschränkungen durch Genregrenzen zu rocken. Dass wir ohne Sänger auskommen erlaubte uns mit komplett verschiedenartigen Bands wie Opeth, Katatonia, Dredg, Anathema, Coheed And Cambria, Deftones und unseren Labelkollegen von And You Will Know Us By The Trail Of Dead zu spielen.“ Ein Qualitätsmerkmal, dass sich auch widerspiegelt in Auftritten auf unterschiedlichen Festivals wie: Rock am Ring, Roadburn, Eurosonic Noorderslag, Area 4, Summer Breeze, Burg Herzberg und Wave Gotik Treffen.
Mit dem Gastauftritt von Armored Saint und ex-Anthrax-Sänger John Bush beim Song „Middleville“ stecken sie die Grenzen noch etwas weiter. Einerseits stellt das Stück eindrucksvoll unter Beweis, dass LONG DISTANCE CALLING problemlos mit Gesang funktionieren. Andererseits zeigt es John Bush in einem ungewohnten musikalischen Umfeld. „Wir haben immer gerne unerwartete Schachzüge unternommen. Peter Dolving von The Haunted hat einen Track auf unserem Debütalbum
eingesungen. Auf ?Avoid The Light‘ gab es Jonas Renkse von Katatonia zu hören. Für das neue Album haben wir eine Liste zusammengeschrieben und John war auf der Liste. Er hat sofort zugesagt was uns extrem gefreut hat. Wir haben keine Lust Erwartungen zu erfüllen, wahrscheinlich hätte niemand darauf getippt, dass John bei uns singen würde. Dabei ist er ein unglaublich talentierter Sänger und das Resultat spricht für sich.“ John Bushs Gastrolle sollte jedoch nicht der einzige Beweggrund sein LONG DISTANCE CALLING näher Gehör zu schenken. In Zeiten von Überproduktion und eifriger Kompression zugunsten eines aufgeblasenen Sounds haben LONG DISTANCE CALLING den entgegengesetzten Weg eingeschlagen und bewusst auf eine organische Produktion gesetzt, die ihrer Musik erlaubt zu atmen. Das audiophile Quintett suchte deshalb das Horus Sound Studio in Hannover auf, wo schon Celtic Frost, Donots, Paradise Lost, Eloy, Scorpions, Rolling Stones und andere Größen einige ihrer Klassiker aufgenommen haben. Das selbstbetitelte Album wurde zusammen mit Benjamin Schäfer produziert, der mit verschiedenartigen Bands wie Celtic Frost und Subway To Sally gearbeitet hat. Der Sound von „Long Distance Calling“ räumt jedem Instrument seinen ureigenen Platz ein und erlaubt den individuellen Klängen sich im Raum zu entfalten. Statt einer direkten Attacke auf das Trommelfell hüllt der 3d-Sound den Hörer ein in einen wohligen, warmen Kokon.
Das dritte Album selbst zu betiteln erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, bezieht sich jedoch auf das Konzept des Albums, das sich nicht weniger universellen Themen wie Zeit, Raum und Entfernung verschrieben hat. „Wir sind alle nur kleine Staubkörner im Universum. Es ist unser entscheidendes, drittes Album, deshalb haben wir es ganz bewusst ‘Long Distance Calling‘ betitelt ? als klares Statement.“
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