Mo, 11. Jul 2011
SANTIGOLD
Sie zählt Nina Simone, die Bad Brains, The Cure, die Pixies und die Talking Heads zu ihren großen Einflüssen. Gruppen, auf die wahrscheinlich die wenigsten Zuhörer bei ihrem eigenen Sound kommen würden: Santigold (bis Februar 2009 hört sie auf den Namen Santogold).
Dahinter verbirgt sich die Amerikanerin Santi White, für die künstlerische Vielseitigkeit ein zentrales Anliegen ist: „Ich glaube, dass die Welt bereit ist für Musik, die sich nicht so einfach in Schubladen stecken lässt.“ Dem ist im Jahr 2008 sicherlich so, Alben von Hercules And Love Affair, Vampire Weekend oder MGMT sprechen da eine deutliche Sprache.
Das erste Mal dürften viele Außenstehende die in Philadelphia geborene Sängerin 2007 auf Mark Ronsons Kollabo-Album „Version“ vernommen haben, wo White dem The Jam-Song „Pretty Green“ ihre Stimme lieh.
Die häufigen Vergleiche mit dem Style einer M.I.A., welche zufälligerweise eine Zeitlang im selben New Yorker Viertel wohnt, sind bereits hier virulent.
Santigolds musikalische Karriere wurzelt jedoch um einiges tiefer in der Vergangenheit. Zwischen den zwei Alben ihrer in New Yorker Szenekreisen vergötterten Punkband Stiffed und ihrem Soloalbum „Santogold“ (2008) liegen Songwritingaufträge für Lily Allen, Ashlee Simpson und die Soulsängerin Res aus Philadelphia.
Die Stadt der brüderlichen Liebe, wie ihre Jugendheimat auch genannt wird, verlässt Santi White nach dem Krebstod ihres Vaters in Richtung Brooklyn, um einen Neustart zu planen. Noch kurz vor seinem Tod gerät er ins Fadenkreuz des FBI, das gegen ihn in seiner Funktion als Berater des städtischen Bürgermeisters wegen Bestechlichkeit ermittelt.
Die Tochter verarbeitet diese bittere Erfahrung im Song „You’ll Find A Way“.
Der Switch und Sinden-Remix zu diesem Song arbeitet sich schließlich vor bis an die stets offenen Ohren der Isländerin Björk, die fortan nicht nur in sämtlichen Interviews den Namen Santogold erwähnt, sondern die Amerikanerin auch als Vorgruppe ihres Auftritts im New Yorker Madison Square Garden engagiert.
Mit Produzent, Songwriter und Ex-Stiffed-Basser John Hill macht sich White 2006 an die Arbeiten ihres Debütalbums. Der Kontakt zu Switch kommt über Diplo zustande, und bald hat Santigold fast so viele Freunde um sich versammelt wie ihre Musik Einflüsse bezieht. Sogar ihrem Lebensgefährten Trevor Andrew reserviert sie einen Feature-Platz.
Ähnlich heterogen kann man auch das Ergebnis nennen:
Als grundlegender Einfluss dient ihr der Dub in seinen verschiedensten Tempo-Ausprägungen, einmal versetzt mit atemlosen Punk-Riffs, dann mit unheimlich eingängigen Pop-Akkorden, die ihrerseits von knackigen Bhangra- oder Hip Hop-Beats gestützt werden. Kaum verwunderlich also, dass auch Spank Rock zum engeren Freundeskreis zählt.