So, 11. Okt 2015
Beat the Fish presents ZUGEZOGEN MASKULIN
„Schlimmer als blind sein ist nicht sehen wollen.“ (W.I. Lenin) Eine Jugend in Deutschland. Zwei Jugenden in zwei Deutschlands. Wie wächst es sich auf in Friesland, auf dem flachen Land, wo die eingeritzten Hakenkreuze im Holz der Bushaltestelle verwittern? Wie in Stralsund im Plattenbau, wo die Hoffnung schon mit 14 gegen nachmittags im Korn ertränkt wird? Wie geht es weiter, wenn man sehenden Auges in die große Stadt zieht, zu denen, die immer mit Talent und Optimismus gesegnet waren und nun mit überdimensionierten Sonnenbrillen und schicken Fahrrädern durchs Kreuzberg am Meer fahren. Zu all jenen, die ihre Dörfer und Platten hinter sich gelassen haben und sich der weltweiten Community des bunt en Modevölkchens angeschlossen haben. Abends im Club und tagsüber in der Agentur. Alles könnte so einfach sein. Man müsste einfach nur mitmachen. Mitmachen und vergessen. Alles vergessen. Zugezogen Maskulin vergessen nicht. Sie können es nicht. Sie wollen es nicht. Zugezogen Maskulin sind wie der Finger, der sich in die offenen Wunden dieses Landes legt und darin herum bohrt. Nicht aus Boshaftigkeit und Bitterkeit, sondern einfach nur aufgrund der Tatsache, dass man sich mit dem, wie es ist, nicht abfinden mag – nicht abfinden kann. Zugezogen Maskulin ist der Hunger nach einer Wahrheit, die sich vor dem radikalen Blick nicht fürchtet. Es ist die Sehnsucht nach einer Echtheit, die wirklich echt ist und nicht nur „authentisch“. Es ist der Wunsch, die Welt zu verändern, ein Wunsch der sich weigert, das neue iPhone eine Revolution zu nennen . Zugezogen Maskulin behaupten nicht, dass sie es besser können. Dass sie es besser wissen. Sie wissen nur: So wie es ist, ist es nicht gut. Es MUSS besser werden. Doch so lan ge es nicht besser ist, richten sie ihren Blick auf die Dinge wie sie sind und überliefern die Geschichten der alltäglichen Apokalypse. Geschichten von Geflücht eten, die über das Meer treiben und in Bäumen stranden. Geschichten von grauweißem Rauch, der si ch mit der Musik von Landser mischt oder die Geschichte, die davon handelt, dass Deutschland wieder mehr Verantwortung in der Welt übernehmen muss – endlich wieder Krieg! Alles in uns brennt. Alles um uns brennt.